Der 17. September 1911 ist in Vergessenheit geraten. Ein Tag, an dem mehr als 100.000 Menschen in Wien gegen die unzumutbaren Lebensbedingungen demonstrierten. Ein Tag, der mit drei Toten und hunderten Verletzten endete – und mit der militärischen Besetzung eines ganzen Stadtviertels.
Im Kampf um die Deutungsmacht über die Riots, an denen sich im August mehrere tausend Menschen in verschiedenen Städten Englands beteiligt hatten, scheint die Strategie der Konservativen Erfolg zu haben: „kriminelle Elemente“ und Gangs werden für die Unruhen verantwortlich gemacht. Eine Einschätzung von Benjamin Opratko.
London’s Burning, und nicht nur das. Seit letztem Wochenende haben sich die Revolten über die Hauptstadt hinaus in zahlreiche Städte ausgebreitet, darunter Birmingham, Liverpool und Manchester. Ein paar Diskussionsanregungen aus der Perspektiven-Redaktion.
Veronika Duma, Tobias Zortea, Katherina Kinzel und Fanny Müller-Uri erzählen die verborgene Geschichte der Klassenkämpfe in den Randbezirken Wiens um 1900. Dabei zeigt sich, dass die Aufstände der im Elend lebenden ArbeiterInnen und des multiethnischen „Lumpenproletariats“ auch die Wiener Sozialdemokratie in Bedrängnis brachten.
Rezension: Kollektiv Rage (Hg.): Banlieues. Die Zeit der Forderungen ist vorbei, Berlin: Assoziation A 2009, 280 Seiten, € 16,50