Bis heute sind das Rote Wien der Zwischenkriegszeit und die damit verbundenen austromarxistischen Positionen emphatische Bezugspunkte der Sozialdemokratie. Benjamin Opratko und Stefan Probst stellen den „roten Traum“ in Frage, indem sie die historischen Bedingungen der Politik des Roten Wien sowie die theoretischen Prämissen des Austromarxismus offenlegen.
Pünktlich zum 1. Mai stellt Perspektiven Nr. 11, akkurat und handlich wie immer, die Frage: „Wie rot ist Wien?“ Debatten darüber, welchen politischen Anstrich Wien historisch hatte, entzieht sich die Stadt längst erfolgreich. Das Rote Wien der Zwischenkriegszeit ist nicht nur in Form der gebauten Umwelt, etwa dem Karl-Marx-Hof, allgegenwärtig. Als mythisch überhöhtes Idealbild eines „Sozialismus in einer Stadt“ bildet es bis heute auch einen zentralen identitären Bezugspunkt der österreichischen Sozialdemokratie.
Einer solchen Romantisierung entgegen zu arbeiten, halten wir deshalb politisch für wichtig, weil der Verweis auf das Rote Wien für die SPÖ in doppelter Hinsicht eine entlastende Funktion hat: