Im Zuge der Reformpolitik der letzten dreißig Jahre wurde China zum „Fließband der Welt“. Es beruht auf einer spezifischen Form der Ausbeutung und Unterbringung von Millionen junger Frauen und Männer, die vom Land in die industrialisierten Städte und Sonderwirtschaftszonen wandern. Durch die Kombination von Fabrik und Wohnheim auf einem Gelände, das „Wohnheim-Arbeitsregime“ (Pun Ngai), werden die Produktion und die Reproduktion der migrantischen Arbeitskraft im Sinne der Vernutzung durch das globale Kapital neu gestaltet. Die Wohnheime sind aber nicht nur Ort der Kontrolle und Disziplinierung, sie bilden auch das Terrain der widerständigen Organisierung der Wanderarbeiterinnen. Anhand ihrer Untersuchungen in Elektronikfabriken in Südchina analysiert Pun Ngai die besondere, vergeschlechtlichte (gendered) Form des Gebrauchs von Arbeitskraft in China sowie die Kämpfe der neuen Klasse der dagongmei.
Pun Ngai ist Professorin am Social Work Research Center der Peking University und der Hong Kong Polytechnic University. 1996 gründete sie in Hongkong das Chinese Working Women Network (www.cwwn.org), das Wanderarbeiterinnen in einer Industriezone im Perlflussdelta unterstützt. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die Arbeits- und Lebensbedingungen von WanderarbeiterInnen und die Herausbildung einer neuen ArbeiterInnenbewegung in China.