In diesem Heft geht es nicht um den Islam. Islamophobie ist das Thema, der gegenwärtig aus allen politischen Winkeln, von rechtsextrem bis linksliberal, von christlich-konservativ bis „kommunistisch“ tönende Rassismus gegen „die Moslems“, zuweilen gar im Dienste der „Aufklärung“ und zum Zwecke der Befreiung derer, gegen die gehetzt wird.
Aber nicht „der Islam“. Den gibt es nämlich nicht, und unsere Aufgabe als Linke sehen wir auch nicht darin, uns in die mäßig interessanten theologischen Debatten um Koranauslegung oder Mohammeds Liebesbeziehungen einzubringen. Wer das tut, hat nämlich schon verloren. Statt also jenen auf den Leim zu gehen, die behaupten, „der Islam“ wäre das Problem und uns auf das rutschige Terrain zu begeben, auf dem „guter Moslem – böser Moslem“ gespielt wird, beschäftigen wir uns mit denen, die die Leimrute ausgelegt haben. Maria Asenbaum und Felix Wiegand zeichnen nach, was Neorassismus, KulturkriegerInnen und die sogenannte Islamkritik verbindet und wie Teile der Linken innerhalb weniger Jahre das ABC des Antirassismus verlernt zu haben scheinen. Davor und zum Einstieg gibt es ein Interview mit Kamile Batur und Baruch Wolski vom Kulturverein Kanafani, die über ihre Eindrücke vom Aufschwung der Islamophobie und ihre Arbeit dagegen erzählen. Neil Davidson, renommierter Historiker der bürgerlichen Revolutionen, hat uns dankenswerterweise seinen Beitrag zu „Aufklärung und Antikapitalismus“ zur Verfügung gestellt, in dem er die Mythen, die von den selbst ernannten VerteidigerInnen der Aufklärung in Stellung gebracht werden, vernichtet. Und ja, wir dürfen die Aufklärung gut finden – wir sollen sogar!
Außerhalb des Schwerpunkts, aber nicht so weit vom Thema weg, ist Ramin Taghians Artikel zur ArbeiterInnenbewegung in Ägypten, die es nicht nur mit einem repressiven Staatsapparat, sondern auch mit einer oppositionellen, islamistischen Massenorganisation – der Muslimbruderschaft – zu tun hat.
Von diesen zwei Problemen hatte eine andere ArbeiterInnenbewegung nur das erste – und das vor nun über 90 Jahren. Nachdem wir uns dem Jubiläum der russischen Revolution 2007 dezent entzogen haben, startet Stefan Probst mit seinem Aufsatz eine Reihe zur Auseinandersetzung mit dem politischen Erbe der Oktoberrevolution. Er erzählt dabei nicht nur eine kurze Geschichte von 1917, sondern beleuchtet die Herausforderungen einer „strategischen Geschichte“ für die linke Historiographie.
Ein Interview mit Ulrich Brand zu dem von ihm mitherausgegebenen „ABC der Alternativen“, Rezensionen zur Aktualität Antonio Gramscis, Benno Teschkes „Mythos 1648“ und Unruhen in China sowie eine Besprechung des hoch gelobten Films „4 Monate, 3 Wochen, 2 Tage“ machen auch diese Ausgabe zu einer, wie wir finden, runden Sache.
Zum Abschluss Werbung: die Homepage www.perspektiven-online.at ist nun wirklich einen Besuch wert – nicht zuletzt, um den „Abo“-Button anzuklicken und Perspektiven zum Sonderpreis frei Haus geliefert zu bekommen. Wer will das nicht?
Eure Redaktion