Kapitalismus macht nicht glücklich. Trotzdem bleibt das System unhinterfragt, erscheint Vielen als das einzig denkbare. Unterdrückung und Ungleichheit wird von den Betroffenen nicht nur akzeptiert, sondern durch alltägliche Ideen, Vorstellungen und Praktiken aktiv aufrechterhalten, in allen Lebensbereichen. Wie funktioniert diese Form von bürgerlicher Herrschaft, die auf die Zustimmung der Beherrschten angewiesen ist – und wo ergeben sich Handlungsmöglichkeiten für Menschen, die das so nicht hinnehmen wollen?
Fragen solcher Art drängten sich dem Marxisten Antonio Gramsci auf, als er in den 1930er Jahren analysierte, wie die Revolution 1917 in Russland erfolgreich sein konnte, während sie in Westeuropa – etwa in Deutschland, den Ländern der zerfallenden Habsburgermonarchie oder in Gramscis Heimat Italien – scheiterte, wo doch unterdrückerische Verhältnisse hier wie dort gegeben waren. Im Zuge dieser Untersuchungen entdeckte er, dass im „Westen“ trotz der ökonomischen und politischen Krisen des etablierten Systems, nach wie vor Herrschaft sichernde Verhältnisse vorhanden waren. Obwohl hier wie dort die repressive Macht des Staates mehr oder weniger zurückgedrängt werden konnte und demokratische Rätestrukturen entstanden, konnte der Staat mit Hilfe anderer, nicht-repressiven Mechanismen seine Macht schneller wieder erlangen. Der Schlüsselbegriff hierzu war, wie Gramsci argumentiert, Hegemonie. „Ganz grob können wir Hegemonie“, so der britische Marxist Terry Eagleton, „als eine ganze Reihe praktischer Strategien definieren, durch die eine herrschende Macht den von ihr Regierten Zustimmung entlockt“.1
Im Unterschied zu jenen Elementen des Staates, welche durch Polizei, Armee und Justiz, also mittels Zwang, das kapitalistische System aufrecht zu erhalten trachten, sichert eine andere Ebene von Herrschaft, jene der „produzierten Zustimmung“, das System, selbst wenn die Zwangsapparate durchbrochen wurden. „Der Staat war lediglich ein vorgeschobener Schützengraben, hinter dem eine robuste Kette von Befestigungswerken und Kasematten lag“, schrieb Gramsci über dieses Phänomen.2 Die robuste Kette von Befestigungswerken, die Gramsci erkannte, ist jene der Hegemonie, als deren Produktions- und Wirkungsfeld er die società civile (meist als „Zivilgesellschaft“ oder „bürgerliche Gesellschaft“ übersetzt3) identifizierte.
Der entscheidende Unterschied zwischen West- und Osteuropa war also die Ausprägung eines komplexen Netzwerks der Zivilgesellschaft, das im Bereich der Ideen, der Kultur, der Erziehung, des Glaubens etc. Herrschaft durch Zustimmung organisieren konnte: „Im Osten war der Staat alles, die bürgerliche Gesellschaft [=Zivilgesellschaft; Anm.] steckte in ihren Anfängen, und ihre Konturen waren fließend. Im Westen herrschte zwischen Staat und bürgerlicher Gesellschaft ein ausgewogenes Verhältnis, und, erzitterte der Staat, so entdeckte man sofort die kräftige Struktur der bürgerlichen Gesellschaft.“4
Zivilgesellschaft und Staat legte Gramsci als die „zwei große[n] ‚Ebenen’“ des „Überbaus“, also der politischen Formen kapitalistischer Ausbeutung, fest. Wobei er die Zivilgesellschaft als Gesamtheit jener „Organismen“ bezeichnete, wodurch „die herrschende Gruppe in der gesamten Gesellschaft“ Hegemonie ausübt.5 Dazu zählt er etwa bürgerliche Parteien, die Kirche, Vereine, Schulen bzw. Universitäten, Medien und sogar Gewerkschaften.6 Diese „Organismen“ – wir können im Anschluss an Louis Althusser, der rund 40 Jahre später Gramscis Überlegungen zur Hegemonie aufgriff, von hegemonialen „Apparaten“ sprechen – prägen und strukturieren das Leben der Bevölkerung, indem durch sie Vorstellungen davon, was richtig oder falsch, möglich oder unmöglich, erwünscht oder unerwünscht ist, produziert und reproduziert werden. Hegemonie bildet so das Ferment der herrschenden Ordnung, indem es ihr erlaubt, als Teil alltäglicher Denk- und Handlungsweisen, zu einem Selbst- und Weltverständnis der Gesellschaft zu werden. Oder, wie Eagleton schreibt: „Der bürgerliche Staat greift auf Gewalt zurück, wenn er dazu gezwungen ist, aber er riskiert damit auch einen drastischen Verlust an ideologischer Glaubwürdigkeit. Für die Macht ist es besser, unsichtbar zu sein, sich im ganzen Gewebe des sozialen Lebens auszubreiten und damit in Form von Gebräuchen, Gewohnheiten, spontanen Praxen ‚naturalisiert’ zu sein.“7 Die Produktion und Reproduktion von bürgerlicher Hegemonie ist jedoch kein subjektloser Automatismus. Sie ist angewiesen auf „traditionelle Intellektuelle“, die organisch mit der herrschenden Klasse verbunden sind. Diese schaffen nicht nur auf „ökonomischem, sondern auch auf sozialem und politischem Gebiet Homogenität.“8 Sie sind sozusagen die konkreten ProduzentInnen bürgerlicher Hegemonie.
Nicht zuletzt liegt eine der spannendsten politisch-theoretischen Beiträge Gramscis darin, dass er den Begriff des Staates um die Zivilgesellschaft – also um die „Gesamtheit der gemeinhin als privat bezeichneten Organismen“9 – erweitert. (Gramsci, Die Herausbildung der Intellektuellen…) Gramsci spricht in diesem Zusammenhang vom „integralen Staat“ als Kombination von repressiven („politische Gesellschaft“) und konsensualen (Zivilgesellschaft) Elementen des Staates, zusammengefasst in der Formel „Staat = Hegemonie, gepanzert mit Zwang“. Die analytische Trennung von Hegemonieapparaten einerseits und Gewaltapparaten andrerseits, bedeutet aber nicht, dass diese auch tatsächlich so scharf voneinander abgegrenzt existieren. So ist auch der Staat im engeren Sinne, mit dem wohl mächtigsten Hegemonieapparat, dem demokratisch gewählten Parlament, für die Hegemonieproduktion verantwortlich. Umgekehrt können auch typisch „zivilgesellschaftliche“ Institutionen mit Gewalt Herrschaft sichernd eingreifen, etwa in Form von „Bürgerwehren“. Wir können aber zusammenfassen, dass der Staat mit seinen Gewaltapparaten in erster Linie die bürgerliche Herrschaft mittels Gewalt sichert, während Hegemonieapparate in erster Linie Zustimmung zum herrschenden System produzieren.
Würde das Konzept der Hegemonie nur eine besonders gefinkelte, weil alltägliche Form von Herrschaft beschreiben, wären die Aussichten für eine Veränderung oder Überwindung dieser Verhältnisse eher düster. Tatsächlich sind Hegemonie und Zivilgesellschaft für Gramsci aber keine „Einbahnstraßen der Macht“, sondern im Gegenteil, Austragungsort „hegemonialer Kämpfe“ zwischen unterschiedlichen, reaktionären oder fortschrittlichen Kräften. Damit warf er bis dahin im Marxismus vorherrschende Konzepte des „Bewusstseins“ der unterdrückten Klasse der ArbeiterInnen um. Bisher haben MarxistInnen, die Zustimmung zum herrschenden System relativ undifferenziert betrachtet, folgend Marxens Aussage: „Die Gedanken der herrschenden Klasse sind in jeder Epoche die herrschenden Gedanken, d.h. die Klasse, welche die herrschende materielle Macht der Gesellschaft ist, ist zugleich ihre herrschende geistige Macht.“10 Das Bewusstsein der ArbeiterInnen wurde demnach, weil es nicht ihr eigenes Bewusstsein war, sondern ein von der herrschenden Klasse „geborgtes“, als „falsches Bewusstsein“ bezeichnet
Gramscis Hegemoniebegriff beinhaltet eine völlig andere Vorstellung. Nach ihm entsteht Bewusstsein einerseits aus dem Zusammenhang von Konzepten, die sich aus der Ideologie und den Interessen der Herrschenden speisen und in den Apparaten der Zivilgesellschaft produziert werden. Diese sind kein „Fremdkörper“ im Bewusstsein der ausgebeuteten Klasse, den es bloß abzuschütteln gilt, um das „richtige“ Bewusstsein zu entdecken, sondern organischer Bestandteil eines komplexen und widersprüchlichen Sets von Ideen, Vorstellungen und Handlungen, das von Gramsci als „Alltagsverstand“ („senso commune“) bezeichnet wird. Dass der Alltagsverstand ein widersprüchliches Bewusstsein ist und bürgerliche Hegemonie nicht bloß gleichgeschaltete Lemminge produziert, liegt daran, dass sich im Alltagsverstand auch konkrete Erfahrungen aus den Lebensrealitäten einer ausgebeuteten Klasse ablagern. Erniedrigungen am Arbeitsplatz oder in Ausbildungsstätten, niedrige Löhne bei langen Arbeitstagen oder geistige Abstumpfung durch ewig gleiche, monotone Arbeitsschritte gehören dazu ebenso wie Erfahrungen der Solidarität, Elementen von Selbstorganisation (und sei es nur im Freizeitverein) oder Traditionen von Gemeinschaftlichkeit. Jenen fortschrittlichen, instinktiv über die bürgerliche Hegemonie hinausweisenden Teil des Alltagsverstands benennt Gramsci mit dem (nur schwer übersetzbaren) Begriff „buon senso“. Dieser gewinnt vor allem an Bedeutung, wenn Ausgebeutete sich als Klasse gegen das ausbeuterische System zur Wehr setzen, etwa in Streiks. Dieser Umstand “deutet darauf hin, dass die benannte soziale Gruppe wirklich ihr eigenes Konzept von der Welt besitzt, auch wenn nur embryonal entwickelt; ein Konzept, welches sich in Aktion manifestiert, aber gelegentlich und blitzartig – wenn diese Gruppe als organische Totalität handelt.”11
Das bedeutet zusammengefasst, dass im Alltagsverstand des Proletariats zwei verschiedene Formen von Bewusstsein miteinander als ein „widersprüchliches Bewusstsein“ koexistieren. Der Alltagsverstand ist aber nicht einfach ein leerer Behälter, in den Ideen, Konzepte, Praxen etc. von außen „eingefüllt“ werden, sondern ein umkämpftes Terrain, das von den konkreten Lebenserfahrungen als Teil einer sozialen Klasse geprägt wird. Um bürgerliche Herrschaft überwinden zu können, muss der Alltagsverstand zum „buon senso“, dem fortschrittlichen Element im Alltagsverstand, ausgeweitet werden. Das in der Aktivität der ArbeiterInnenklasse implizite praktische Bewusstsein muss die alten geerbten Elemente verdrängen und zu einem neuen theoretischen Bewusstsein der praktischen Aktivität werden.12
Wenn wir davon ausgehen, dass Ideen nicht abgekoppelt von ihren TrägerInnen durch die Gesellschaft schweben, stellt sich nun die Frage, wer denn nun die KombattantInnen am hegemonialen „Kampffeld“ sind. Hier spielt bei Gramsci der bereits erwähnte Begriff der „Intellektuellen“ eine entscheidende Rolle. Genauso wie die herrschende bringt auch die beherrschte Klasse Intellektuelle hervor, die mit ihr organisch verbunden sind. Diese Intellektuellen sind aber nicht solche, die von einem Elfenbeinturm aus die Interessen der ArbeiterInnenklasse herabpredigen, oder die Massen aufklären würden. Im Gegenteil. Gramsci begreift alle Menschen als zumindest potenzielle Intellektuelle, denn:
“letzten Endes entfaltet jeder Mensch außerhalb seines Berufs irgendeine intellektuelle Tätigkeit, er ist sozusagen ein ‚Philosoph’, ein Künstler, ein Mensch mit Geschmack, er vertritt eine Weltanschauung, er hat eine bewußte moralische Haltung, er trägt also dazu bei, eine Weltanschauung zu unterstützen oder zu verändern, das heißt, neuen Denkweisen zum Durchbruch zu verhelfen.”13
Aber nicht alle Menschen haben die Funktion von Intellektuellen.14 Damit die Intellektuellen der ArbeiterInnenklasse ihre Funktion ausüben können, muss sie eigene Strukturen schaffen, durch die der „buon senso“ zu einem kohärenten politischen Projekt weiterentwickelt werden kann. In diesem Prozess ist die revolutionäre Organisation von großer Bedeutung.
Die Entwicklung des Klassenbewusstseins der ArbeiterInnenklasse hängt bei Gramsci einerseits von mehr oder minder spontan auftretenden Klassenkämpfen ab, wo der den gesellschaftlichen Verhältnissen zugrunde liegende Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit zu Tage tritt. Durch die Erfahrungen gemeinsamer Kämpfe – etwa um bessere Arbeitsbedingungen, höhere Löhne, aber auch um politische Forderungen – können Elemente des „buon senso“ spontan an Bedeutung gewinnen. Um aber nicht immer wieder an den „Befestigungsanlagen und Kassematten“ der Zivilgesellschaft zu zerschellen, muss der kontinuierliche Kampf um die „Hearts and Minds“ der ausgebeuteten Bevölkerung geführt werden. Dazu bedarf es einer Organisation, die die Interessen der ArbeiterInnen artikuliert und in den Kampf um gesellschaftliche, politische, kulturelle Hegemonie eintritt. „Organische Intellektuelle“ haben die Aufgabe, theoretische Konzepte zu entwickeln und Argumente in politischen Debatten zu liefern, die die alltägliche Logik bürgerlicher Macht herausfordern. Die revolutionäre Organisation muss also nicht mehr „nur“ die historischen und internationalen Erfahrungen der ArbeiterInnen verallgemeinern, wie Marx es im Kommunistischen Manifest schrieb, sie muss darüber hinaus das Gedächtnis der ArbeiterInnenklasse sein und der Ort, wo der in der Praxis implizite „buon senso“ expliziert und artikuliert wird.
Diese Erweiterung des Leninschen Konzepts von der revolutionären Partei als „Avantgarde der ArbeiterInnenklasse“ bedeutet, dass diese, hergeleitet vom Doppelcharakter der bürgerlichen Herrschaft über Hegemonie und Zwang, ebenfalls beide Elemente in sich vereinigen muss. In revolutionären Zeiten muss die ArbeiterInnenklasse in ihrer Strategie vor allem eine offensive schnelle Bewegung zur Gewinnung der Macht organisieren und die bürgerlichen Machtzentren zerschlagen. Gramsci nannte diese Strategie, übernommen aus seinen Beobachtungen des Ersten Weltkriegs, Bewegungskrieg. Gleichzeitig ist aber eine langfristige, kontinuierliche, geduldige und systematische Auseinandersetzung in Form eines „gegenhegemonialen Projekts“ nötig. Dieser „Stellungskrieg“ findet im alltäglich umkämpften Feld der Hegemonie – im Kampf um Ideen – in der Zivilgesellschaft statt. Jeder und jede bezieht hier Stellung, jede und jeder macht hier einen Unterschied. In diesem Sinne appelliert Gramsci:
„Lernt, denn wir werden eure ganze Intelligenz brauchen. Agitiert, denn wir werden all euren Enthusiasmus brauchen. Organisiert euch, denn wir werden eure ganze Stärke brauchen!“15
Antonio Gramsci wurde 1891 in Ales auf Sardinien geboren. Mit 20 Jahren zog er nach Turin, um Sprach- und Literaturwissenschaften, Geschichte, Jura und Philosophie zu studieren. Schon zu dieser Zeit war Turin das Zentrum der italienischen ArbeiterInnenbewegung. Gramsci trat 1913 der Sozialistischen Partei Italiens (PSI) bei. Rasch wurde er Redaktionsmitglied der Parteizeitung Avanti („Vorwärts“) und der Il Grido del popolo („Der Ruf des Volkes“).
1917/18 war er einer der wichtigsten ProtagonistInnen der Turiner Rätebewegung, die, inspiriert von der russischen Oktoberrevolution, gegen die italienische Beteiligung am Ersten Weltkrieg und für eine revolutionäre Umgestaltung der Gesellschaft kämpfte. Nach der blutigen Niederschlagung der Bewegung und der Untätigkeit der PSI stand Gramsci den Positionen der PSI immer kritischer gegenüber. 1919 gründete er mit Mitstreitern die Tageszeitung L’Ordine Nuovo („Die neue Ordnung“). Die Gruppe um diese Zeitung spaltete sich schließlich von der PSI ab und gründete die Kommunistische Partei Italiens (PCI). Nach der Machtübernahme der Faschisten 1922 wurden linke Parteien in die Illegalität gedrängt und Oppositionelle verhaftet. So wurde auch Gramsci 1926 zu zwanzig Jahren Gefängnis verurteilt, an deren Folgen er 1937 starb.
Während der Zeit in Mussolinis Kerker beschäftigte er sich intensiv mit aktuellen Problemen marxistischer Theorie. Gramscis Hauptwerk sind 2848 handschriftliche Seiten, die später als „Quaderni del Carcere“ – „Gefängnishefte“ – veröffentlicht wurden. Sie entstanden unter schwierigsten Bedingungen, Gramsci hatte kaum Zugang zu aktueller Literatur und er musste seine Analysen in einer Art Geheimsprache verfassen, um sie an den faschistischen Zensoren vorbei zu bringen. So „versteckte“ er beispielsweise seine Analyse der nachrevolutionären Situation Russlands in Aussagen zur bürgerlichen Revolution in Frankreich im 19. Jahrhundert, und „Marxismus“ umschreibt er in den Gefängnisheften als „Philosophie der Praxis“.
Gramsci gilt als einer der innovativsten marxistischen Theoretiker des 20. Jahrhunderts. Die Verbindung von undogmatischer Analyse und revolutionärer Überzeugung machte ihn für viele Generationen nach ihm zu einem wichtigen Anknüpfungspunkt kritischer politischer Theorie.
1 Eagleton, Terry: Ideologie. Eine Einführung. Stuttgart: Metzler 2000. 137.
2 Gramsci, Antonio: Stellungskrieg und Bewegungskrieg oder Frontalangriff. Aufzeichnungen aus den Jahren 1930 bis 1934
3 Beide Übersetzungen sind problematisch. „Zivilgesellschaft“ hat in den Debatten der letzten Jahre oft eine ausschließlich positiv besetzte Konnotation als Ort progressiver, nicht-staatlicher Politik (NGOs etc.) erhalten. „Bürgerliche Gesellschaft“ wiederum wird in marxistischer Literatur oft schlicht synonym für die gesamte kapitalistische Gesellschaft gebraucht. Eingedenk dieser Problematiken und mangels brauchbarer Alternativen verwenden wir in Folge die gebräuchlichste Form – „Zivilgesellschaft“.
4 Gramsci: Stellungskrieg und Bewegungskrieg…
5 Gramsci, Antonio: [Die Herausbildung der Intellektuellen]. Aufzeichnungen aus den Jahren 1930 bis 1932, http://www.marxistische-bibliothek.de/gramsci5.html
6 Nicht zuletzt liegt eine der spannendsten politisch-theoretischen Beiträge Gramscis darin, dass er den Begriff des Staates um die Zivilgesellschaft –also um die „Gesamtheit der gemeinhin als privat bezeichneten Organismen“ – erweitert. (Gramsci, Die Herausbildung der Intellektuellen…) Gramsci spricht in diesem Zusammenhang vom „integralen Staat“ als Kombination von repressiven („politische Gesellschaft“) und konsensualen (Zivilgesellschaft) Elementen des Staates.
7 Eagleton a.aO. 137
8 Gramsci, Die Herausbildung der Intellektuellen…
9 Ebd.
10 MEW 3. 46
11 Callinicos, Alex: Making History. Agency, Structure, and Change in Social Theory. Leiden/Boston: Brill 2004. 175.
12 Vgl. Rees, John: The Algebra of Revolution. The Dialectic and the Classical Marxist Tradition. London/New York: Routledge 1998. 241.
13 Gramsci, Antonio: Intellektuelle. Traditionelle. Aufzeichnungen aus den Jahren 1930 bis 1932, http://www.marxistische-bibliothek.de/gramsci6.html
14 Carl Boggs, der als einer der Ersten Gramsci in die englischsprachige Debatte einführte, betont diese Besonderheit des Konzepts des „Intellektuellen“: „Der Begriff „Intellektueller“ bedeutete für Gramsci keine bestimmte individuelle, sondern vielmehr eine universelle Funktion – ein Set von Aktivitäten, weitgehend „moralischen“ Inhalts, die bestimmte Weltanschauungen untergraben oder voran treiben können.“ (Boggs, Carl: Gramsci’s Marxism, London: Pluto Press 1976. 75 f.
15 Motto der Ordine Nuovo. Zit. nach Vasenthien, Christian: „Die versteinerten Verhältnisse zum Tanzen bringen“. In Linksruck: Argumente, Heft Nr. 6, Februar 2005.